Vorträge zur Tagung in Witzenhausen im Juli 2007

Heinrich Hofmeister

Heinrich Hofmeister, Hildesheim: „20 Jahre Ackerwildkrautschutz auf der Wernershöhe (Landkreis Hildesheim, Niedersachsen)“

Im Naturschutzgebiet Wernershöhe im Landkreis Hildesheim wird seit 1987 flächenhafter Ackerwildkrautschutz betrieben. Das Gebiet hat einen aus naturschutzfachlicher Sicht sehr hohen Wert, da geophytenreiche Kalkbuchenwälder, Kalkhalbtrockenrasen mit Wacholdergebüsch und artenreiche Kalkäcker nah beieinander liegen. Im Naturschutzgebiet Wernershöhe werden großflächig die steinreichen Kalkäcker biologisch-dynamisch bewirtschaftet. In Zusammenarbeit mit dem Landwirt Wilhelm Bertram wird im Rahmen einer vierjährigen Fruchtfolge aktiver Ackerwildkrautschutz betrieben.


Holger Pfeffer

Holger Pfeffer, ZALF Müncheberg: „Schlaginterne Segregation“

Bei Konzept der schlaginternen Segregation lassen sich Naturschutzbereiche innerhalb großer Ackerschläge aus der Produktion herausnehmen. Ackerwildkrautschutz wird hierbei auf so genannten Naturschutzbrachen ausgeführt und durch hohe Standortsheterogenität verstärkt. Naturschutzbrachen sind stillgelegte Flächen, z.B. besondere Teilflächen von Äckern, auf denen eine spezifische Bewirtschaftung erfolgt. So werden Stilllegungsbrachen spätestens nach dem 3. Jahr wieder umgepflügt, so dass im 4. Jahr nach der Stilllegung das gesamte Spektrum der Segetalarten wieder auftauchen kann. Begleitet werden die Naturschutzbrachen von botanischen und faunistischen Untersuchungen. Es findet eine Trennung zwischen Produktions- und Naturschutzflächen statt.


Josef Brinker

Josef Brinker, Stadt Bad Oeynhausen: „Die Übertragung von seltenen Ackerwildkräutern von einer artenreichen Ackerfläche durch einfache Schnittgutübertragung“

Durch die Übertragung von Schnittgut einer artenreichen Ackerfläche auf eine fast krautfreie Ackerfläche soll die Erhaltung der Arten gesichert werden; in dem vorgestellten Fall aus dem konkreten Anlass, dass die Fläche möglicherweise in naher Zukunft dem Zuständigkeitsbereich der Stadt Bad Oeynhausen entfällt. Die Schnittgutübertragung innerhalb einer Region könnte eine Möglichkeit sein, schnellere und nachhaltigere Erfolge bei der Ackerwildkrautförderung zu erzielen.

So lange noch keine standorttypischen Saatgutmischungen lokal gewonnener Herkünfte in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, könnte sich durch die Schnittgutübertragung eine zusätzliche, effektive und nachhaltige Möglichkeit der Ackerwildkrautförderung ergeben.


Thomas Gladis

Thomas Gladis: „Unkräuter als Indikatoren in der Küche und in der Kulturpflanzenforschung“ oder „Potenzielle und tatsächliche Nutzung von Ackerunkräutern“

Wildpflanzen werden als Gäste in unsere Gärten geholt, eingeschleppt, dort vorgefunden, gefördert, manchmal toleriert, geflissentlich übersehen oder auch erbittert bekämpft. Es gibt verschiedene Wege, wie Pflanzen zu Unkräutern werden können: Primäre Unkräuter sind in den Acker eingewanderte Wildkräuter, während sich sekundäre Unkräuter aus verwilderten Kulturpflanzen entwickelt haben. Seit der Industrialisierung schreitet die Verdrängung der Unkräuter immer weiter fort, wie auch die Verringerung der Varietäten innerhalb der Arten. Die wenigen verbleibenden Arten entwickeln sich so häufig zu Problemunkräutern.

Weiterhin gab Thomas Gladis einen Überblick über die Nutzbarkeit der häufigsten Unkrautarten bzw. deren Familien.


Thomas van Elsen
Stefan Meyer

Thomas van Elsen: „Ein Schutzäcker-Netzwerk zum Erhalt bedrohter Segetalarten in Deutschland – Perspektiven eines aktuellen Vorhabens“ / Stefan Meyer: „Biodiversität in der Agrarlandschaft – Schutzäcker für Ackerwildkräuter in Mitteldeutschland“

Das aktuelle Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“ sowie Ergebnisse aus dem laufenden Projekt „Biodiversität in der Agrarlandschaft – Schutzäcker für Ackerwildkräuter in Mitteldeutschland“ wurden vorgestellt.


Frau Staufenberg

Strategieforum Ackerwildkrautschutz – Kurzberichte aus Projekten, Ideen, Perspektiven

Teilnehmerbeitrag: Frau Staufenberg aus der Stadt Nidderau (20 km NO von Frankfurt) Einrichtung eines kleinen Feldflorareservates der Stadt im Jahr 1998. In 77 Beeten (2×3 m) gibt es dort 86 Segetalarten. Auf Grund einer Umstrukturierung ist die Chance da, die Fläche wissenschaftlich zu begleiten und als kleinen botanischen Lehrgarten weiterzuführen. Frage ins Plenum: Was gibt es für ein Potenzial für diese Flächen, und was ist zu beachten? Ideen:

  • Herkunft der 86 Arten dokumentieren
  • Zu beachten: Gefahr der Florenverfälschung als Bedrohung für einheimische Populationen
  • Flächen zur Umweltbildung nutzen: Arten und Herkunft erklären. Bewusstsein für den Wert von Ackerwildkräutern schaffen. Warum fehlen sie in den Feldern?
  • als experimentellen Ansatz laufen lassen: was brauchen welche Arten?