Ackerwildkräuter

Von der früheren Vielfalt bunter Äcker...
Von der früheren Vielfalt bunter Äcker…

…wie Kornblume, Mohn und Kamille waren durch viele Jahrhunderte bunte Begleiter der Nahrungsmittelerzeugung auf den Äckern. Etwa drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden <Un>Krautarten sind erst mit dem Getreideanbau nach Mitteleuropa eingewandert. Zunehmender wirtschaftlicher Druck auf die Landwirtschaft und daraus resultierende Perfektionierung der Unkrautbekämpfung mit Herbiziden führten in den letzten Jahrzehnten zu einem immer stärkeren Artenschwund im „Lebensraum Acker“: heute steht jede zweite Ackerwildkraut-Art in mindestens einem Bundesland Deutschlands auf der Roten Liste.

Artenrückgang durch Intensivnutzung

...zum heutigen Normalfall
…zum heutigen Normalfall

Für viele Tierarten, die direkt oder indirekt auf Ackerwildkräuter als Nahrungsquelle angewiesen sind, bietet die „Nektarwüste Getreidefeld“ keinen Lebensraum mehr. Entsprechend stark ist die Tierwelt der Äcker zurückgegangen.

Über die chemische Unkrautbekämpfung hinaus haben Saatgutreinigung, verbesserte Bodenbearbeitung, früher Stoppelumbruch und die Veränderung der Standorte durch Aufkalkung, Düngung und Drainage zur drastischen Abnahme der Artenvielfalt auf den Feldern beigetragen.

Artenrückgang durch Nutzungsaufgabe

In Grünland umgewandelte bzw. brach gefallene Kalkäcker
In Grünland umgewandelte bzw. brach gefallene Kalkäcker

Besonders in den Mittelgebirgen, aber auch auf ertragsarmen Sandstandorten des Tieflands wurden vielfach Felder „stillgelegt“: Von Brachfallen oder der Umwandlung in Grünland sind gerade solche Ackerstandorte betroffen, die traditionell extensiv bewirtschaftet wurden und so letzte Rückzugsgebiete bedrohter Arten darstellten. Durch das Ausbleiben der Bodenbearbeitung haben einjährige Arten, die ihren Vegetationszyklus jedes Jahr nach erfolgter Bestellung des Feldes neu durchlaufen, keine Entwicklungsmöglichkeit mehr. Die Ackerwildkräuter werden so bald von ausdauernden Arten verdrängt.

Was sind Ackerwildkräuter?

Legousia speculum-veneris (Echter Frauenspiegel)
Legousia speculum-veneris (Echter Frauenspiegel)

…Unter ökologischen Aspekten handelt es sich um Arten, die zusammen mit den Nutzpflanzen auftreten und in ihrer Lebensweise und ihren Standortansprüchen den Kulturarten angepasst sind. Sie sind so eng an die Bearbeitung des Ackers und an die angebauten Feldfrüchte gebunden, dass sie nach Einstellung der Kulturmaßnahmen durch Arten aus anderen Lebensräumen ersetzt werden… (Hofmeister & Garve; Lebensraum Acker).

Nachhaltige Schutzkonzepte sind notwendig!

Feld-Rittersporn mit Herbizidschaden
Feld-Rittersporn mit Herbizidschaden

Seit über 50 Jahren gibt es Bemühungen zum Schutz selten werdender Ackerwildkräuter. Insbesondere die Ackerrandstreifenprogramme waren in den 1980er Jahren ein großer Erfolg. Sie sind jedoch aufgrund des bürokratischen Aufwandes und sich ändernder Förderpolitik fast zum Erliegen gekommen. Viele Feldflorareservate in der ehemaligen DDR haben die deutsche Wiedervereinigung nicht überlebt. Ackerwildkräuter sind auf eine entsprechende Bewirtschaftung von Feldern durch den Landwirt angewiesen. Deshalb ist die enge Zusammenarbeit mit örtlichen Landwirten ein zentrales Anliegen im Projekt. In dem 2005 veröffentlichten Karlstadter Positionspapier zum Schutz der Ackerwildkräuter wird auf Grundlage der aktuellen Problematik die Forderung nach neuen, nachhaltigen Schutzkonzepten aufgestellt.